23.09.2021 Potes -> San Vicente

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Wir verlassen heute endgültig die Berge und fahren ans Meer, nicht ahnend, was uns auf der Fahrt erwartet – na ja, so schlimm, war es auch wieder nicht: Google Maps sagt 360 m hinab zu Meer – das kann so wild ja nicht sein. Aber die Straße und der Verkehr haben es in sich: bis 20 km vor dem Meer bleibt es bei hohen Bergen und tiefen Schluchten. Enge Kurven, oft dichter Gegenverkehr, immer mal wieder auch Lastwagen oder Busse. Carsten hätte seine Freude gehabt. Überhaupt – was für ein Verkehr. Kein Vergleich zur Fahrt n a c h Potes, da war ja gar nichts los. Aber offenbar regt die 1 h Stunde zum Meer die Mobilität ziemlich an.

Dann, über weite Strecken überspannen die Straße Stahlnetze, um niederrumpelnde Feldbrocken aufzufangen. Uns kommt mit Blaulicht ein Rettungswagen entgegen. 10 Min. später 3 Feuerwehreinsatzfahrzeuge. Ok, wir sind schon vorbei und weg.

Jedenfalls über 1h Fahrt Kurve um Kurve durch diese Schlucht. Hans sagt öfters: jetzt ist Schluss und es wird weiter, stimmt aber nicht. Ist schon beeindruckend dieses Gefühl, es würde kein Ende nehmen.

10 km vor dem Meer lichtet sich langsam das Gebirge dann doch und geht über in eine hügelige Landschaft und dann kurz vor San Vicente endlich ein Meerblick. Vor der Stadt gibt es oberhalb einen Mirador, auf dem wir kurz Halt machen, um einen Blick auf die Gegend zu werfen. Landwärts erstreckt sich vor der Stadt eine versandete „Flußmündung“ und wir fragen uns, was das ist. Später am Nachmittag ca. 17.43 h verstehen wir dann: es war heute Vormittag Ebbe und als wir gegenüber der Mole im Resto bei Aperol und Wein sitzen, ist es 1h vor Fluthöchststand. Ich google und erfahre, daß die Höhendifferenz zw. Ebbe und Flut beachtliche 3,90m beträgt. Nun steht das ganze Delta unter Wasser.

Der Campingplatz, www.campingelrosal.com, so stellt sich heraus, ist von vielen jungen Surfern (nein ich schreibe hier kein Gendersternchen – Ihr wißt, was ich meine) frequentiert – nicht mehr ganz unsere Generation, aber ganz nett. Es ist gerade Ebbe und wir machen einen langen Strandspaziergang über die Bucht. Viele Surfer versuchen, sich auf den Brettern zu halten. Ein Mann übt mit seinem Bordermischling, die Wurfscheibe zu apportieren. Beide haben Spaß.

Am späten Nachmittag nehmen wir die Räder und fahren in die Stadt. Die prämierte Altstadt ist winzig. Wir gehen viele Treppenstufen hinauf zur Iglesia Santa Maria de Los Angeles. Davor steht ein weißer ! Leichenwagen, arg mit Blumen dekoriert und vor dem Kircheneingang steht eine Sekuritie und davor ein Kondolenzbuch, dem Rike entnimmt, daß gerade ein Professore beerdigt wird. Wir dürfen die Trauerfeier nicht stören und bleiben draußen.

Am Mirador um die Ecke staunen wir nochmal, wie sich das Meer ausgebreitet hat und die heute Vormittag trockenen Sandflächen nun in seinen Besitz genommen hat. 3,90 m Höhendifferenz !

Wir fahren mit unseren Rädern zum Ende der Mole in das o.g. Resto. Es ist 17.43 h und ich frage am Eingang den Kellner, ob wir was essen können. Er meint 20.30. (Rike: war mir klar. Aber Hans muss es immer wieder mal versuchen) Ansonsten ist er ziemlich arrogant. So was hatten wir schon ewig nicht mehr. Trotzdem bestellen wir wegen des schönen Blickes einen Aperol und einen Weißwein. Er kommt mit dem Tablet und fragt, mit Blick auf Rike, für wen der Aperol sei. Ich deute auf mich. Er sieht mich einen Augenblick zu lang an, zieht fast angewidert die Augenbrauen hoch und stellt mit affektierter Gestik das Glas vor mich hin. Ich kontere mit einem drohenden Blick und er verzieht sich. Ich nerve Rike damit, ob ich ihn nicht doch fragen sollte, ob es nicht wenigstens ein Käsesandwich gibt. Sie meint: NEIN! Wer nimmt denn schon sein Abendessen nach 20.30 oder bis es dann mal da ist nach 21.12 zu sich?! (Rike: z. B. der Spanier, aber auch in Frankreich und in Italien steht das Abendessen nicht um 18 Uhr auf dem Tisch.  P.S. in der Bauermannskulle 74 in der Regel auch nicht..)