26.06.2018

Draußen frühstücken: vor uns der See – hinter uns die 30 schwedischen Dauercamper, die aber überwiegend gar nicht da sind. Mehr ist nicht.

Wir fahren weiter zum Öje See auf der Europastraße 45. Zunächst geht die Fahrt auch gut voran. Dann, etwa 50 km vor Öje, macht etwas unterm Womo tierisch und metallisch Krach. Es könnten Steinchen auf der Straße sein, aber wieso. Halten an, ich schaue unters Womo und sehe nichts weiter. Wir setzen die Fahrt fort.

Dann ein transportables Schild im Straßengraben und es geht die Hölle los: der Straßenbelag ist übersäht mit feinem Schotter. Es prasselt nur so in die Radkästen und an den Unterboden. Wir sind natürlich nicht die einzigen, die hier lang fahren. Ist ja schließlich der Inlandsvägen E45. Rike fährt, ich google nach einer Ausweichmöglichkeit, die dann augenscheinlich auch kommt – wir biegen rechts ab und kommen vom Regen in die Traufe: eine unbefestigte Straße durch den Wald ins Nirgendwo.
Wir drehen um und entscheiden, auf der E45 weiterzufahren, in der Hoffnung, dass es bald vorbei ist. Zurückfahren würde sich nicht lohnen. Falsch. Komplett falsch. Es kommen 20 km ca. 45 Min. Höllenfahrt. Dann kommt ein Lkw mit Affenzahn entgegen.  Steine fliegen uns von der Gegenfahrbahn um die Womo Ohren und 2 treffen im Abstand von ½ cm nebeneinander die Windschutzscheibe. Paff – 1 größeres  neben einem kleineren Loch. Zum Glück nicht durch, aber Loch von Außen.

Das war es aber noch lange nicht: Ampel, Stau, der Gegenverkehr kommt nun schleichend entgegen, angeführt von einem Baustellenleitfahrzeug, das anschließend uns einspurig durch den nächsten Streckenabschnitt voran fährt. Baustellenfahrzeuge, Lastwagen, Straßenteermaschinen, Dampfwalzen  etc. Der Konvoi, also auch wir, wechselt mehrfach die Fahrbahnen – offenbar auch frisch geteerte.

Endlich ist die Baustelle zu Ende und wir fahren den nächsten Parkplatz an, weil das Womo nun ganz neue Geräusche von sich gibt. Es schrappt kreischend rhythmisch. Das hatten wir schon mal an einem Auto – vermutlich ein Schottersteinchen, das zwischen die Scheibenbremse geraten ist. Normalerweise harmlos, hört sich aber scheiße an.

Als wir aber aussteigen tut sich ein ganz anderes Drama auf: unser schönes weißes Womo ist rund herum geteert – unglaubliche Schweinerei. Die Radkästen sind innen völlig schwarz mit Teer und kleinen Steinchen verklebt. Der gesamte Unterboden ebenso. Wir sind fertig. Bevor ich in eine Depression verfalle, kommt die Wut auf diese bekloppte schwedische Straßenbaubehörde hoch, haben wir doch eine Verkehrsrechtsschutzversicherung: ich werde Schweden verklagen. Die haben sie doch nicht mehr alle. Daß wir nicht die einzigen am heutigen Tage sind, die nach dieser Fahrt um ihr Auto gehen und die Welt nicht mehr verstehen, ist nur wenig tröstlich. Das müssen hunderte von Autos sein, die nun völlig eingesaut sind mit Teer und kleinen Steinchen.

Wir erreichen wenig entspannt den Öje Stellplatz auf den wir uns so gefreut haben und es gibt wieder einen Platz direkt am See.

Der Frust muß nun irgendwie kanalisiert werden. Ich rufe wegen dem Loch in der Scheibe die Versicherung an und melde den Schaden, weil unklar ist, ob bzw. wie das Loch repariert werden muß. Der Mensch nimmt den Schaden auf, kann uns aber in Schweden keine Werkstatt nennen. Also den ADAC anrufen. 1. können die uns in der Nachbarstadt Mora eine Renault Werkstatt und so was Ähnliches wie Car Glas nennen. 2. bietet die Hotline an, den Teerschaden an die Rechtsschutzabteilung weiterzugeben, die werde sich in ein paar Tagen bei uns melden.

Wir machen uns dann doch noch einen entspannten Abend am See und können, weil es ungewöhnlich warm ist, noch bis Mitternacht draußen sitzen, wobei es nicht wirklich dunkel wird wir sind halt schon ziemlich nördlich.